Öffentliche Vortragsreihe im Staatstheater Mainz
28.01.2024 | 24.03.2024 | 01.06.2024 | 07.09.2024
28.01.2024, 18:00 Uhr, Kleines Haus
Forschung, Lehre, Weiter so? Akademische Wissenschaft in der Klimakrise
Prof. Dr. Sebastian Seiffert, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Wissenschaft ist Leidenschaft; im positivsten Sinn. Forschen. Lehren. Anträge. Publikationen. Konferenzreisen. Hundertprozentiger Fokus — auf das eigene Forschungsthema, das eigene Forschungsumfeld, die eigenen Forschungsperspektiven. Das Große & Ganze drumherum fällt dabei bisweilen aus dem Blick. Gleichsam gerät genau dies zunehmend in höchste Not. Die Klimakrise wird zur Klimanotlage. Das gefährdet vieles: Unsere Gesundheit. Unseren Wohlstand. Und unseren gesellschaftlichen Frieden. Spannungen nehmen zu; extreme Positionen gewinnen an Zuspruch. Und zunehmend gerät auch die Wissenschaft selbst ins Visier. Welche Rolle und Verantwortung hat akademisches Forschen und Lehren bei alldem? Dieser Vortrag sucht nach Antwortansätzen.
24.03.2024, 19:00 Uhr, Großes Haus
Wiederaufladbare Batterien – Was bringt die Zukunft? Vortrag mit musikalischer Begleitung: klassische und innovative Live-Theremin-Musik von Grégoire Blanc
Prof. Dr. Alexej Jerschow, New York University, USA
Smartphones, iPads, Laptop-computer – sie alle sind auf die Verfügbarkeit leistungsfähiger wiederaufladbarer Batterien angewiesen. Zudem tragen Lithium-Ionen-Batterien wesentlich dazu bei, die Elektrifizierung des Verkehrs zu revolutionieren. Zwei wichtige Aspekte, die sofort in den Sinn kommen, sind die Häufigkeit, mit der wir Batterien aufladen müssen, sowie die Kosten und das Gewicht dieser Geräte. In Prof. Jerschows Vortrag wird erläutert, was Batterien eigentlich sind, warum Lithium-Ionen-Batterien derzeit die erfolgreichsten sind, wie sie in unseren Energiemix passen und welche Versprechen sie für die Zukunft halten. Abschließend wird Prof. Jerschow auch seine Arbeit an der Batteriediagnostik vorstellen, die auf Magnetresonanzbildgebung und Magnetometrie basiert – eine Arbeit, die ihn auch zur JGU und zum Helmholtz-Institut in Mainz geführt hat.
01.06.2024, 18:00 Uhr, Kleines Haus
Beben in der Raumzeit: Mit Gravitationswellen von Schwarzen Löchern bis zum Urknall
Prof. Dr. Kai Schmitz, Universität Münster
Albert Einstein hatte sie bereits 1916 vorhergesagt; doch erst im September 2015 gelang es dem LIGO-Experiment in den USA, sie direkt nachzuweisen - Gravitationswellen, Streckungen und Stauchungen der Raumzeit, die sich in Raum und Zeit ausbreiten wie Wellen auf einer Wasseroberfläche. Neun Jahre nach der bahnbrechenden LIGO-Messung ist nun der nächste Meilenstein auf dem noch jungen Feld der Gravitationswellen-Astronomie in greifbare Nähe gerückt: der Nachweis eines Gravitationswellen-Rauschens, das uns permanent und aus allen Richtungen des Alls in Form eines niederfrequenten Brummens erreicht. Wie ich in meinem Vortrag erklären werde, ist es möglich, diesem Rauschen mittels der genauen Beobachtung von Pulsaren in unserer Milchstraße auf die Schliche zu kommen. Pulsare, schnell rotierende Sternenleichen, fungieren hierbei als kosmische Leuchtbojen, die, um im Bild der Wasseroberfläche zu bleiben, auf dem Raumzeit-Ozean treiben und deren Abstand zum Sonnensystem durch Gravitationswellen gestreckt oder gestaucht werden kann.
07.09.2024, 18:00 Uhr, Kleines Haus
70 Jahre CERN: ein europäisches Labor für Wissenschaft, Technologie und Frieden
Prof. Dr. Dr. h.c. Beate Heinemann, Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY
CERN wurde 1954 gegründet, neun Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges. Eine kleine Anzahl visionärer Wissenschaftler in Europa und Nordamerika erkannte die Notwendigkeit, dass Europa eine physikalische Forschungseinrichtung von Weltrang braucht. Ihre Vision war es, sowohl die Abwanderung von Wissenschaftlern nach Amerika zu stoppen, die während des Zweiten Weltkriegs eingesetzt hatte, als auch eine Kraft für die Einheit im Nachkriegseuropa zu schaffen. CERNs Mission ist herauszufinden, woraus das Universum besteht und wie es funktioniert. Insbesondere betreibt CERN eine einzigartige Palette von Teilchenbeschleunigeranlagen, die sie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der ganzen Welt zur Verfügung stellen, um die Grenzen des menschlichen Wissens zu erweitern. Heute wird CERN von über 15000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der ganzen Welt genutzt, um fundamentale Fragen über unser Universum und dessen Bestandteile und Entwicklung zu ergründen. Prof. Heinemann wird in diesem Vortrag einen historischen Überblick über CERN geben und insbesondere die bedeutendsten wissenschaftlichen Entdeckungen beleuchten.
Montag, 2. Dezember 2024, 19:00 Uhr - Großes Haus, Staatstheater Mainz
Prof. Dr. Ruth Durrer
(Universität Genf)
Rätsel im kosmologischen Standardmodell
Gemäß dem Standardmodell der Kosmologie besteht die Energiedichte im Universum zu etwa 70% aus einer kosmologischen Konstante (oder allgemeiner "dunkler Energie") und zu 30% aus Materie, wovon aber 25% "dunkle Materie" ist. Nur etwa 5% besteht aus den uns bekannten Teilchen, aus denen das Sonnensystem, die Erde, Sie und Prof. Durrer gemacht sind. Diese doch etwas unbefriedigende Beschreibung des Universums war bis vor kurzem in guter Übereinstimmung mit (fast) allen Daten. Neueste, genauere Beobachtungen insbesondere vom Teleskop "DESI" (dark energy spectroscopic instrument) bringen dieses Standardmodell ins Wanken. In ihrem Vortrag beschreibt Prof. Durrer das Standardmodell und die wichtigsten Beobachtungen, die es stützen. Dabei geht sie auf die neueren Daten ein, welche Abweichungen zeigen, und diskutiert ein paar spekulative Möglichkeiten diese zu modellieren.
Ruth Durrer ist in Kerns (Schweiz) aufgewachsen und hat an der Uni Zürich studiert. Nach ihrer Promotion ging sie für Forschungsaufenthalte nach Cambridge, UK und Princeton USA. Zurück in die Schweiz, kam sie zuerst nach Zürich als Assistenzprofessorin und seit 1995 ist sie Professorin für theoretische Physik an der Uni Genf. Ihr Forschungsgebiet ist die Kosmologie. Insbesondere der kosmischen Mikrowellenhintergrund, die großräumige Struktur des Universums, das frühe Universum, kosmische Magnetfelder und Gravitationswellen.
Videos folgen in Kürze.