Öffentliche Vortragsreihe
Es ist ein Anliegen des Mainzer Instituts für Theoretische Physik, Themen aus der aktuellen Forschung allgemeinverständlich aufzubereiten und aus dem Campus hinaus zu tragen. Wir bedanken uns für die große Resonanz, die rege Teilnahme und interessanten Diskussionen und freuen uns auf weitere spannende Vorträge.
Sonntag, 19. Januar 2025, 18:00 Uhr - Großes Haus, Staatstheater Mainz
Prof. Dr. Matthias Schott
(Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
Einstein, Heisenberg und die Quarks - Experimente als Wegweiser zur Beschreibung des Universums
Die grundlegenden physikalischen Theorien, mit denen Physiker und Physikerinnen unser Universum erklären, sind schon viele Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte alt: Einstein konnte mit seiner Allgemeinen Relativitätstheorie die Gravitation beschreiben, Heisenberg gelang mit der Ausarbeitung der Quantenmechanik ein völlig neues Verständnis der subatomaren Welt. Woher wissen wir aber, dass diese Theorien wirklich unsere Welt beschreiben? Wie entwickeln Physiker überhaupt solche mathematischen Modelle unserer Welt?
Im Vortrag beschäftigen wir uns beispielhaft mit der Theorie der starken Wechselwirkung, einer Vorhersage von Werner von Heisenberg, welche erst in den vergangenen Jahren bestätigt werden konnte und neuen Ideen zum Nachweis von Gravitationswellen, welche vielleicht eines der bisher ungelösten Rätsel der modernen Physik beantworten könnten. Ganz nebenbei wird erläutert, was Waschmittel mit Teilchenphysik zu tun haben.
Matthias Schott ist Professor für experimentelle Teilchenphysik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn mit den Forschungsschwerpunkten Präzisionsmessung an Teilchenbeschleunigern und der Suche nach Axionen. Nach dem Studium der Physik und Mathematik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen sowie der Universität Cambridge, wechselte er zur Promotion an die Ludwig-Maximilians-Universität München. Seine wissenschaftliche Karriere setzte er von 2008 bis 2012 als Wissenschaftler am CERN fort, wo er als Research Fellow und später als Research Staff tätig war. 2013 erhielt Matthias Schott eine Professur an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, die er bis zu seinem Wechsel nach Bonn im Jahr 2024 innehatte.
Samstag, 22. März 2025, 18:00 Uhr - Kleines Haus, Staatstheater Mainz
Prof. Dr. Dmitry Budker
(Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Atomare Paritätsverletzung: Das siebte Jahrzehnt einer gebrochenen Symmetrie
Bis Mitte der 1950er Jahre glaubten Physiker fest an die rechts-links-Symmetrie der Natur. Dieser perfekte "Spiegel" wurde durch die experimentelle Beobachtung einer starken Asymmetrie bei einer bestimmten Art des radioaktiven Kernzerfalls, der sogenannten Betazerfall, zerstört. Dieses Phänomen der "Paritätsverletzung" führte Ya. B. Zeldovich dazu, 1959 zu überlegen, ob die Paritätsverletzung auch zu möglichen Erscheinungsformen jenseits der Kernphysik führen könnte, insbesondere bei Atomen. Realistische experimentelle Ansätze wurden jedoch erst später vorgeschlagen und die ersten Beobachtungen dieser Effekte wurden erst in den 1970er Jahren gemacht. Heute ist die atomare Paritätsverletzung ein Teilgebiet der Präzisionsmessungen, während die Beobachtung der Paritätsverletzung in Molekülen weiterhin eine ungelöste Herausforderung darstellt. Wir werden besprechen, was die heutigen atomaren und molekularen Experimente motiviert, und einige der laufenden und geplanten Experimente erwähnen, wobei wir den Zusammenhang mit den "großen Fragen" der modernen Physik hervorheben, wie zum Beispiel das Verständnis der flüchtigen Natur der meisten Materie im Universum, der sogenannten "dunklen Materie".
Dmitry Budker studierte an der Novosibirsk State University, USSR, Physik und schloss sein Diplom mit Auszeichnung ab. 1993 wechselte er an die University of California, USA, wo er promovierte. Nach einer zweijährigen Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter wurde er Mitglied in der Nuclear Science Division des Lawrence Berkeley National Laboratory (LBNL), USA. 1995 begann er als Juniorprofessor für Physik an der University of California, 2001 dann wurde er Außerordentlicher Professor und 2005 schließlich Professor an derselben Universität. Seit 2014 ist er Universitätsprofessor für Experimentelle Atomphysik an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Die Professur wurde am Helmholtz-Institut Mainz (HIM), einer Kooperation der Johannes Gutenberg-Universität Mainz mit dem Helmholtz-Zentrum für Schwerionenforschung GSI in Darmstadt, eingerichtet. Dmitry Budker erforscht mit seiner Arbeitsgruppe fundamentale Wechselwirkungen und Symmetrien, für deren experimentellen Nachweis Methoden der Atom-, Molekül- und optischen Physik zum Einsatz kommen. Zudem entwickelt die Gruppe um Dmitry Budker rein optische Sensoren, die auf Atomdampfzellen und Farbzentren in Diamant basieren, und beschäftigt sich mit Kernspinresonanz im Null- und ultrageringen Feld (ZULF NMR).
Wichtige Information zum Ticketvorverkauf
Tickets für die Veranstaltung sind ausschließlich online über https://ticket.staatstheater-mainz.de für EUR 5,50 pro Karte erhältlich. In der Schutzgebühr enthalten ist die Hin- und Rückfahrt zum Theater mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Eine Rücknahme der Karten ist ausgeschlossen.
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